Geschichte

Geschichte des Mineralbrunnens

Viel zu entdecken gibt es bei einer Führung durch die alte Lagerhalle und den 1907 erbauten Brunnentempel, dessen markante Jugendstil Fassade jedem Besucher wohl zuerst ins Auge fällt.
 
Bereits 1536 wurde der Mineralbrunnen erstmals urkundlich erwähnt und im Zeitraum von 1581 bis heute wurden über 200 Schriften über das Mineralwasser aus Niederselters verfasst. "Das Wasser aus unserem Brunnen wurde aufgrund seines hohen Mineralgehalts von vielen als Heilwasser betrachtet", erklärt Dr. Norbert Zabel, der regelmäßig Besucher durch die Anlage führt, diesen Umstand. "Angesehene Ärzte und auch Chemiker, wie der bekannte Dr. Remigius Fresenius, haben sich mit diesem Sachverhalt beschäftigt." Jener Ruf verhalf dem Wasser aus dem Niederselterser Mineralbrunnen zu großer nationaler und sogar internationaler Beliebtheit. Bis nach Nordamerika und China wurde das Getränk geliefert. Doch ein solcher Bekanntheitsgrad brachte auch Nachteile mit sich. "Im 19. Jahrhundert wurde das Wasser vielfach analysiert", so Zabel. Ziel dieser Analysen sei es gewesen, mit Hilfe der herausgefundenen Bestandteile ein künstliches Selterswasser herzustellen. "Ein Versuch, der durchaus erfolgreich war und dessen Ergebnis sich auch gut verkaufte."
 
Zwangsarbeiter

Ein weiterer Einschnitt in der Geschichte des Mineralbrunnens stellt die Übernahme durch Hitlers Schutzstaffel, die "SS", dar. Diese hatte damals eine ganze Reihe von Brunnen beschlagnahmt, um die im Ausland kämpfenden Truppen mit deutschem Mineralwasser versorgen zu können. Ein dunkler Teil der Geschichte, da zur Arbeit im Mineralbrunnen auch russische Zwangsarbeiterinnen herangezogen wurden, die dort unter schlimmen Bedingungen, teilweise mit Säuglingen und Kleinkindern, in Arbeitslagern leben mussten. Heute erinnert eine Gedenktafel in Niederselters an diese Ereignisse.

Wendepunkt 2001

1990 übernahm schließlich eine namhafte hessische Brauerei den Brunnen, stellte jedoch bereits aus betriebswirtschaftlichen Gründen nach neun Jahren die Produktion ein. 2001 wurde das alte Wahrzeichen von Selters durch die Gemeinde aufgekauft und die teils maroden Gebäude saniert. "Wir haben uns damals für die Anlage ein ganz neues Konzept ausgedacht. Neben dem Museum gibt es einen Haustrunkraum und zwei Gesellschaftsräume, in denen Geburtstage, Hochzeitsfeiern oder Weinproben stattfinden", sagt Zabel. Das Museum werde sehr gut angenommen. "Im Sommer haben wir jede Woche zwei bis drei Führungen, in denen die Besucher eine Einführung in die Wirtschaftsgeschichte des Goldenen Grundes erhalten."

Das Museum ist von Anfang April bis Ende Oktober immer samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet, Führungen können auf Anfrage für Gruppen ab etwa zehn Personen stattfinden.

Quelle: Nassauische Neue Presse vom 17.08.2012 /www.fnp.de/nnp/region/lokales/limburg-lahn/selterswasser 

Selters – ein Name erobert die Welt! 

Das neue, 106-seitige Buch „Selters – ein Name erobert die Welt“ wurde jetzt im Selterser Mineralbrunnen vorgestellt. Das Werk von Dr. Norbert Zabel, Eugen Caspary und weiterer Autoren ist ab sofort zum Preis von 6 Euro bei der Gemeindeverwaltung in Niederselters erhältlich.

„Es freut mich ganz besonders, dass wir heute gemeinsam diese Ausstellungsdokumente, die hier im Brunnen in Augenschein genommen werden können, der Öffentlichkeit vorstellen“, sagte Bürgermeister Bernd Hartmann. Der Gemeindevorstand habe es für angebracht gehalten, das, was Dr. Norbert Zabel und Eugen Caspary gemeinsam mit Dr. Ulrich Eisenbach, Franz Josef Stillger, Jürgen Eisenbach und Heinz Rebelein gestaltet hätten, auch in Buchform für kommende Generationen zu erhalten. Zabel, Vorsitzender des Geschichtsvereins Goldener Grund, erklärte, dass der Vorstand des Geschichtsvereines bereits vor sechs Jahren den Entschluss gefasst hätte, ein Brunnenmuseum einzurichten und darin die 500-jährige Geschichte des Mineralbrunnens zu dokumentieren. Laut Altbürgermeister Zabel wurde die berühmte Selterser Quelle bereits 1536 erwähnt. Historische Karten, die die Brunnenanlage im 17. und 18. Jahrhundert zeigten, verdeutlichten in dem neuen Buch die ersten Versuche, einen Kurbetrieb in Niederselters entstehen zu lassen. Die gut erhaltenen Brunnenzeichnungen ließen eine bescheidene Nutzung erahnen, danach belegten Stahl- und Kupferstiche den wirtschaftlichen Aufstieg zu einem vorindustriellen Großbetrieb. Brunnenordnungen, Arbeitsanweisungen und Ladeordnungen zeigten den Arbeitsalltag. Prachtvolle Entwürfe zum Brunnenausbau zwischen 1773 und 1783 beeindruckten genauso wie eine Fotografie des 1857 errichteten gusseisernen Glaspavillons über der Quelle. Steinkrüge aus dem Kannenbäckerland, millionenfach gefüllt und bis zum Ersten Weltkrieg verwendet, bezeugten eine weltweite Nachfrage, berichteten die Autoren. Die Jahre als preußischer Staatsbetrieb (1866-1894), die Zeit der Verpachtung an den Glasindustriellen Friedrich Siemens und seine Erben (1894-1955), der kurze Abschnitt der SS-Herrschaft, der erfolgreiche Aufstieg unter Wolfgang Lehnig (1955-1975) sowie die Aktivitäten im ausgehenden 20. Jahrhundert rundeten das Bild einer hochinteressanten Brunnengeschichte ab. Zu dieser Zeit hätten die Brauerei Herrenhausen (Hannover) und danach die Binding-Brauerei (Frankfurt) das Sagen gehabt.

Bürgermeister Hartmann erklärte, dass das Brunnenkonzept für die Gemeinde insgesamt bisher aufgehe. Nach mehr als 100 Besuchergruppen seit der Eröffnung des Museums am 26. Juni 2011 habe die Gemeinde zurzeit schon wieder viele neue Anfragen für Führungen vorliegen. Das Museum gebe detaillierte Einblicke in die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Brunnenbetriebes, und erkläre, warum Selters zu einem Synonym für Mineralwasser geworden sei.

Zabel wies noch einmal darauf hin, dass im Selterser Gemeindearchiv viel bis dahin unbekanntes Material entdeckt worden sei, und auch im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden hätten seine Mitarbeiter und er über mehrere Jahre hunderte Dokumente und Schriftstücke durchgesehen. So enthält das Buch neben fachkundigen Texten zahlreiche Dokumente, Fotografien, Zeichnungen sowie kurze Erläuterungen zu den jeweiligen Zeitabschnitten.

Gelungen ist auf den ersten Blick der hochwertige Druck (Seltersdruck Niederselters) sowie eine beeindruckende moderne Grafik (knappdesign Hünfelden). Das Titelbild des Werkes stammt von Günther Knödler.

Interesse an einer Führung durchs Museum? Dann kontaktieren Sie gerne Julia Westendorff (westendorffjulia@aol.de).